Verfasst von: zeitfragen | 13. Juli 2013

Twitter zur Homo-Ehe

Ein spezielles Service für alle, die gerne wissen wollen, wie Homo-Ehen-Befürworter untereinander diskutieren.
Und dann meine Conclusio aus diesen Diskussionen.

* Die liberale Partei NEOS gibt bekannt, dass sie für die Gleichberechtigung der Homosexuellen ist, aber der Begriff „Ehe“ dafür nicht verwendet werden soll:

* Ihr Vorsitzender, Matthias Strolz bestätigt die Parteilinie:

* Der grüne Bundesrat Marco Schreuder weist zurecht daraufhin, dass diese Aussage keinen Sinn macht, sondern ohne sachlichen Grund (s. „Gleichberechtigung“ zuvor) diskriminiert:

* Ein Parteimitglied der NEOS, Claudia Gamon, präzisiert ihre Vorstellungen:

* Daraufhin Nachfrage:

* Antwort von Claudia Gamon: absolut! Darauf der an die Grenzen seiner Liberalität geratene Nachfrager:

Drei Thesen, was ich aus dieser Diskussion folgere:
1) Wir haben in Österreich (und vermutlich nicht nur hier) keinen Ehe-Konsens mehr. Also einen Konsens darüber, was Ehe ist. Oder stimmen Sie, lieber Leser, dieser Defintion von Rudi Fußi zu? Ich nicht.

2) Es ist geschichtlich gesehen absurd, dass die Kirche die Zivilehe verteidigt. Wenn die christlichen Vorstellungen von der Gesellschaft nicht mehr angenommen werden, dann sollten wir nicht die in Gesetzen festgeschriebene Machtstellung frührer Tage einzementieren wollen, sondern werbend zeigen, dass die christliche Wahrheit über den Menschen und die Ehe das beste ist, was einer Gesellschaft passieren kann. Wir müssen Europa nicht mit der christlichen Ehe zwangsbeglücken, aber wir sollten – aus Nächstenliebe und nicht als Rechthaberei – den dringenden Wunsch haben, dass alle Menschen zu diesem Glück gelangen.
Strategisch wäre es viel wichtiger, dass wir beginnen, eine Theologie der christlichen Ehe herauszuarbeiten, die zugleich kommunikabel wie missionarisch ist: Die Art und Weise wie Gläubige ihre sakramentale Ehe führen, sollte die Ehepaare in ihrer Ehe stärken und nach außen hin die Liebe Gottes verständlich machen: „Wow, so einen Gott wollen wir auch, der eine solche Ehe gestiftet hat!“
3) Wir sollten deutlicher darüber reden, dass mit dem Wegfall der Geschlechtsbestimmungen für eine „Ehe“ auch automatisch die Anzahl der Ehepartner wegfallen wird. Wenn das Fundament fehlt, dann wackelt alles, was darauf gebaut ist. Vielleicht beginnen einige durch diesen Hinweis darüber nachzudenken, warum es eigentlich zwei Personen in der Ehe sind: weil es eben um die zwei Geschlechter geht, Mann und Frau.


Antworten

  1. sondern werbend zeigen, dass die christliche Wahrheit über den Menschen und die Ehe das beste ist, was einer Gesellschaft passieren kann.

    Das ist zwar de jure katholische Lehre, de facto aber falsch.

    Die heute von der Kirche propagierte „heilige“ Familie ist mehr oder weniger ein Produkt des deutschen Heimatfilms der fünfziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts.
    Bis dahin haben immer andere Familienformen vorgeherrscht, von der Großfamilie der Bauern in vorindustriellen Zeiten bis zu den Stammesverbänden in den Anfängen der Menscheitsgeschichte. Und die gegengeschlechtliche Einehe ist sowieso nur auf wenige Religionen beschränkt. Noch nicht einmal alle monotheistischen, abrahamitischen Religionen glauben, dass dies die einzig richtige Lösung für die Menschen, ihre Zivilisationen, Kulturen und Staatenverbände ist. Ein Blick in die Welt und ihre Geschichte genügt, um dies zu erkennen.

    • Offensichtlich gehen wir beide von einer unterschiedlichen Grundlage davon aus, was denn christliche Wahrheit bzw. katholische Lehre zur Familie ist. Sie verweisen richtigerweise auf die Engführung der Ehetheologie in der bürgerlichen Kleinfamilie – dieses bürgerliche Christentum, schon von Kierkegaard abgelehnt, ist aber nicht das Beste, was einer Gesellschaft passieren kann.
      Mir geht es um einen Versuch, die „Theologie des Leibes“ nach Papst Johannes Paul II. auch gesellschaftspolitisch durchzudenken. Die geschlechtliche Ergänzung von Mann und Frau ist eine überzeitliche Wahrheit, so gebrochen und verzerrt sie zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Kulturen auch erscheinen mag. Kennen Sie übrigens die „Theologie des Leibes“?

  2. Ja, ich kenne die Theologie des Leibes und halte das Thema für völlig verfehlt, WENN man versucht, die Thesen des Papstes der ganzen Gesellschaft zu überzustülpen, so wie das zur Zeit immer und immer wieder von den katholischen Lobbyisten bei der Einführung der zivilen! Eheschliessung für gleichgeschlechtlich Liebende gemacht wird.

    Für die römisch-katholische Kirche und ihre Angehörigen ist es eine ganz exzellente Leitlinie, entlang den einschlägigen Dogmata, aber schon bei Christen anderer Bekenntnisse muss sie versagen, weil diese ein völlig anderes Eheverständnis haben, als das römisch-katholische Lehramt.

    Im übrigen halte ich den geamten römisch-katholischen Klerus aus klar ersichtlichen Gründen in allen Fragen, die die Ehe und Liebe zwischen den Menschen betreffen, seit etwa tausend Jahren nicht mehr für eine erste Adresse.
    Also wenn meine Frau und ich in dieser Hinsicht Probleme hätten, wäre ein römsich-katholischer Pfarrer als Berater nicht unbedingt unsere allererste Wahl.

    • Mit Ihrer Wortwahl „Überstülpen“ bin ich ganz und gar nicht einverstanden. Ein weltanschaulich neutraler Staat hat von sich aus gar keine Werte und lebt von dem, was die Bürger einzubringen haben. Es ist daher eine demokratische Grundregel, auch andere als Ihre Denkweisen im Diskurs zuzulassen. Nur weil ein Gedanke katholisch ist, gehört es nicht automatisch als für alle anderen unbedeutsam abgekanzelt.

      Was ich zuvor schon angedeutet habe, verstärkt sich in unserer Diskussion: Welche gemeinsame Grundlage haben wir noch in Österreich für das Zusammenleben? Was ist der gemeinsame Nenner? Den Versuch, von der allen Menschen gemeinsamen Erfahrung der menschlichen Leiblichkeit auszugehen, halte ich grundsätzlich für einen erfolgsversprechenden Ansatz.

      Ihre abschließende Breitseite gegen den katholischen Klerus können Sie sich sparen. Mit demselben Recht müssen Sie Sportjournalisten, die nicht selbst aktive Spitzensportler waren, auch das Recht absprechen, irgendetwas über den Sport zu sagen. Logischerweise zieht die Katholische Kirche sowohl Kleriker als auch Laien zu Rate, weil jeder eine besondere Perspektive einzubringen hat. Wen Sie um Rat fragen oder nicht, ist Ihre Entscheidung.

  3. Ein weltanschaulich neutraler Staat hat von sich aus gar keine Werte …

    Das behaupten Sie nur, weil Sie die Werte, die ein freiheitlich verfasste Demokratie repräsentiert, nicht wollen, weil die Kirche dadurch ihre absolute Macht über die Menschen verloren hat.

    Aber vielleicht haben Sie schon einmal etwas von der Allgemeinen Erklärung der Meschenrechte gehört?
    Ja, genau die, die sich die katholische Kirch seit einem halben Jahrhundert störrisch und stupide weigert zu unterschreiben, weil zu viele Freiheitsrechte, vor allem für Frauen, drin stehen.

    Moral, Werte und Ethik funktionieren sehr gut völlig ohne die römisch-katholische Kirche. Oder wie glauben Sie, kommen die Japaner seit Jahrtausenden über die Runden, so ganz ohne römisch-katholische Doktrin? Genau seit sie sich mit dem Langschwert in der Hand gegen die katholische Missionierung sehr erfolgreich gewehrt haben.

    Und warum bekommen die Mexikaner, ein mit Feuer und Schwert durch und durch katholisch gemachtes Land, ihren Staat so gar nicht vom Abgrund eines „failed state“ weg? Trotz der katholischen „Werte“ die von den Missionaren dem Land aufgezwungen worden sind.

    Da kann doch irgendwas nicht stimmen, mit Ihren „Werten“, die Sie dem weltanschaulich neutralen Staat so rundweg absprechen.

    Welche gemeinsame Grundlage haben wir noch in Österreich für das Zusammenleben? Was ist der gemeinsame Nenner?

    Wie wäre es mit der von mir genannten Erklärung der Menschenrechte? Wäre doch nett, wenn sich die römisch-katholische Kirche endlich auch dazu bekennen könnte, ganz ohne wenn und aber und ohne Ausnahmen für die Frauen, wenn es um deren reproduktive Gesundheit geht, sprich deren Unterleib.

    Mit demselben Recht müssen Sie Sportjournalisten, die nicht selbst aktive Spitzensportler waren, auch das Recht absprechen, irgendetwas über den Sport zu sagen.

    Also einem Journalisten mit Stadionverbot, der noch niemals selbst auch nur ein Minimum an Sport betrieben hat, einem Tauben mit Konzertsaal- und Musizierverbot oder einem von Geburt an Blinden würde ich die Qualifaikation zum Sportreporter, zum Musikkritiker oder zum Kunstkritiker jederzeit absprechen.
    Es gibt nicht umsonst das geflügelte Wort „da reden die Blinden von der Farbe“ und genau das trifft bezüglich Frauen und Sexualität auf -hoffentlich- alle römisch-katholischen Kleriker zu. Auch wenn es höchst bedauerliche Ausnahmen geben soll; aber genau die dürfen dann keinesfalls drüber reden, sonst sind sie raus aus dem Job.

    • Ich habe versucht, Brücken zu Ihrem Denken zu bauen, Sie antworten mit plakativer Polemik und Gehässigkeit. Fast jeder Satz bedürfte einer sachlichen Widerlegung. Ich versichere Ihnen, dass ich, wenn die Zeit es erlaubt, Ihre Irrtümer mit Blogbeiträgen richtig stellen werde. Nur so viel: Wenn Sie so für die Menschenrechte sind, vergessen Sie bitte nicht, das fundamentale Recht auf Leben für alle Menschen von ihrer Zeugung an zu verteidigen.

  4. … vergessen Sie bitte nicht, das fundamentale Recht auf Leben für alle Menschen von ihrer Zeugung an zu verteidigen.

    … und vergessen SIE bitte nicht, die fundamentalen Rechte der FRAUEN auf Leben und Unversehrteheit vor allem NACH ihrer Geburt zur Kenntnis zu nehmen.
    Was da gerade in Chile mit dem elfjährigen Mädchen, das durch eine Vergewaltigung zwangsgeschwängert wurde, von Kirche und Konservativen gemacht wird, spricht jedem Recht auf Leben, körperlicher und seelischer Unversehrtheit Hohn!

    Das Fernsehinterview von Belén verursacht Gänsehaut. Belén, so wird das Mädchen genannt, dessen Schicksal in Chile seit Tagen für Diskussionen sorgt. Über Monate wurde die 11-Jährige vom Partner ihrer Mutter geschändet. Nun ist sie im vierten Monat schwanger. Sie wolle das Kind behalten, sagte sie vor laufender Kamera, und sie werde es lieben, auch wenn es von dem Mann komme, der ihr weh getan habe. Viele Chilenen sind fassungslos. Nicht so Präsident Sebastián Piñera. Er wertete die Aussagen des Mädchens als Beweis für dessen «Tiefe und Reife».
    Unnachgiebige Regierung

    Über die Reife der Aussage – auch jener des Präsidenten – lässt sich streiten. Unbestreitbar ist hingegen die Tatsache, dass dem Vergewaltigungsopfer rechtlich keine andere Möglichkeit bleibt, als das Kind zu behalten. Die chilenische Gesetzgebung verbietet den Schwangerschaftsabbruch unter allen Umständen, auch wenn die Schwangerschaft auf eine Vergewaltigung zurückzuführen ist oder wenn das Leben der Schwangeren in Gefahr ist. Die Uno hat in den letzten Jahren mehrmals ihre Besorgnis diesbezüglich geäussert. Der Fall von Belén hat auch Amnesty International auf den Plan gerufen. Die Forderung, dem Mädchen die Abtreibung zu erlauben, stösst jedoch auf taube Ohren bei der chilenischen Regierung. Man lasse sich nicht unter Druck setzen, sagte die Präsidentin der Kommission für Familienpolitik im Unterhaus.

    Quelle: Neue Zürcher Zeitung vom 19.07.2012


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